Pfui Spinne? Warum Ekel bei Kindern ganz normal ist

15.10.2025

Der Ekel gehört zu den Basisemotionen des Menschen und erfüllt eine wichtige Schutzfunktion. Er bewahrt uns vor möglichen Gefahren, etwa durch verdorbenes Essen oder schädliche Substanzen. Schon Babys reagieren mit Abwehr auf Bitteres oder Unangenehmes, doch in den ersten zwei Lebensjahren landet fast alles im Mund – ein echtes Ekelempfinden gibt es in diesem Alter noch nicht.

In dieser frühen Phase liegt die Verantwortung bei den Erwachsenen: Sie sorgen für Sicherheit, da Kleinkinder Gefahren noch nicht selbst einschätzen können. Ab etwa zwei bis vier Jahren zeigen Kinder die ersten sichtbaren Ekelreaktionen – sie ahmen Erwachsene nach, ziehen Grimassen oder sagen „Ihh!“. In dieser Zeit lernen sie durch Vorbilder, dass bestimmte Dinge wie Schmutz, Kot oder verdorbene Lebensmittel unangenehm oder ungesund sind.

Familien prägen also entscheidend, was ein Kind später als eklig empfindet. Wichtig ist, ruhig zu erklären, warum etwas gefährlich oder unappetitlich sein kann, ohne Angst zu machen oder Panik zu verbreiten. (vgl. Bensel, Joachim & Haug-Schnabel, Gabriele: „Eklig oder faszinierend“, Kindergarten heute 11/12_2020, https://www.verhaltensbiologie.com/publizieren/fachartikel/PDF/KE20.pdf, Zugriff am 17.09.2025)

Zwischen Faszination und Abscheu

Ekel bei Kindern ist nicht nur biologisch, sondern auch sozial und kulturell geprägt. Eltern, Betreuungs- sowie andere Bezugspersonen spielen eine entscheidende Rolle dabei, welche Dinge ein Kind später als unangenehm empfindet.

Viele Kinder erleben dabei eine Mischung aus Faszination und Abscheu: Würmer, Insekten oder Matsch sind spannend und eklig zugleich. Dieses Spannungsfeld gehört zur kindlichen Entwicklung und ist eine wertvolle Lernchance.

Für Erwachsene heißt das: Ekelgefühle von Kindern ernst nehmen, aber gleichzeitig die kindliche Neugier fördern. So lernen Kinder

💓 Emotionen zu verstehen und mit ihnen umzugehen und
💪  ihre Umwelt sicher, mutig und neugierig zu erkunden.

(vgl. Bensel & Haug-Schnabel, 2020)

Ekel und Essen – wenn Kinder Neues verweigern

Viele Kinder haben Phasen, in denen sie kaum Neues probieren wollen (Neophobie) – das ist ganz normal. Wird ein Kind gezwungen, etwas zu essen, wächst die Abneigung.

Unsere Tipps:

🥦 Neue Lebensmittel spielerisch einführen (riechen, anfassen, gemeinsam kochen).
🧪 Kleine „Probierhappen“ ohne Zwang anbieten.
➕ Positiv und neugierig über Essen sprechen.

 

So entsteht eine gesunde und entspannte Haltung zum Thema Essen.

Ekel und Tiere – kleine Forscher entdecken die Natur

Viele Kinder sind neugierig auf Tiere, die Erwachsene eher meiden – etwa Spinnen, Käfer oder Schnecken. Positive Erlebnisse mit Tieren fördern Empathie, Achtsamkeit und Naturverbundenheit.

Unsere Tipps:

🙂  Eigene Abneigung nicht zeigen („Iiih, Spinne!“), sondern ruhig und interessiert bleiben.
🔎  Kinder Tiere beobachten lassen – auch wenn man selbst lieber Abstand hält.
🛡️ Schutz bieten, wenn Kinder sich ekeln („Du musst sie nicht anfassen, wir können sie auch nur anschauen.“).

Betreuungsperson schöpft aus einem Wärmebehälter einen leckeren Gemüseeintopf mit Brokkoli. (c) KibeV

Offenheit bewahren – statt Vorurteile übernehmen

Kinder starten offen und unvoreingenommen in die Welt – das ist ein Geschenk. Sie lernen durch Nachahmung, wie Erwachsene auf Gerüche, Tiere oder Essen reagieren. Je weniger wir eigene Vorurteile transportieren, desto länger bleibt diese Offenheit erhalten.

Ideen:

🤔 Fragen stellen statt werten: „Wie fühlt sich das an?“ oder „Was riechst du?“
🤡 Humor nutzen („Der Brokkoli sieht aus wie ein kleiner Baum!“).
🌈 Vielfältige Erfahrungen ermöglichen: Bauernhof, Markt, Garten oder Ausflüge in die Natur.

Ein bewusster Umgang mit Ekel hilft Kindern, sich selbst und ihre Umwelt besser zu verstehen – und stärkt langfristig Selbstvertrauen, Empathie und Mut.

Zwei Kinder untersuchen einen großen Stein. (c) KibeV

Balance zwischen Schutz & Freiheit

Kinder dürfen Grenzen haben („Ich mag das nicht anfassen.“), sollen aber auch frei neue Erfahrungen machen dürfen – erkunden, probieren, lernen ohne Zwang. Erwachsene begleiten sie dabei respektvoll und neugierig.

 

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